Das Selbstwertgefühl eines Menschen wird maßgeblich in den ersten 7 Jahren seines Lebens gebildet. Das liegt daran, dass das menschliche Unbewusste in dieser Zeit weit geöffnet ist und alle Umwelteinflüsse, ohne nachzufragen, aufnimmt. Der Verstand ist hier noch in seiner Entwicklung. Gerade emotional aufgeladene Informationen werden in diesem Lebensabschnitt schnell aufgenommen.
Die Frage ist also: Was bestimmt genau darüber, ob einem Säugling und einem Kind viel oder wenig Selbstwertgefühl mit auf dem Weg gegeben wird? Genau hierzu gibt es zahlreiche Studien und alle sagen das gleiche: Der Selbstwert eines Kindes wird nicht von äußeren Faktoren, wie sozialer Stand der Eltern, Wohnort, Beruf der Eltern oder materieller Besitz der Familie gebildet. Auch wie stark sich um das Kind gekümmert wird, spiel keine Rolle, sofern es nicht vernachlässigt und alleine gelassen wird.
Was jedoch unglaublich wichtig und über die Stärke des Selbstwertgefühls des Kindes bestimmt, ist die Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Kind. Hierbei gibt es einige Punkte, die beachtet werden müssen und beim genaueren Betrachten auch völlig logisch und einleuchtend sind. Dennoch wissen es viele Eltern nicht und geben ihren Kindern somit, oft auch aus Gutmütigkeit, ein mangelndes Selbstwertgefühl und auch Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen mit auf den Lebensweg.
Selbstwertgefühl bei Kindern
Was sorgt denn nun dafür, dass das Selbstbild eines Kindes oder eines Jugendlichen nicht versehentlich von den Eltern oder Erziehern geschwächt wird?
Keine Negativität
Um ein optimales Selbstbild zu entwickeln, müssen Kinder und Jugendliche das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt bekommen. Viele Langzeit-Traumata aus der Kindheit bei Erwachsenen sind darauf zurück zu führen, dass eben dieses Bedürfnis nicht erfüllt wurde, sondern Angst, Schrecken und Hilflosigkeit dem Kind durch die Eltern oder Erzieher vermittelt wurden. Dazu gehören körperliche oder seelische Gewalt, Demütigung, Manipulation. Auch eine emotionale Störungen, finstere Blicke, bedrohliches Verhalten und Launisch sein der Eltern können nicht toleriert werden und sollte sofort psychologisch behandelt werden.
Vor allem Eltern mit verhaltensauffälligen Kindern tendieren dazu, ihre Kinder zu kritisieren. Das bringt jedoch leider absolut nichts, außer ein niedriges Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.
Annahme des Kindes
Ein Kind muss das Gefühl haben, mit all seinen Gedanken, Gefühlen, Ideen und Bedürfnissen angenommen zu werden - auch, wenn diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden können. Dies wird dadurch erreicht, dass dem Kind zugehört und auf seine Gedanken eingegangen wird. Verzichtet sollte hierbei auf jeden Fall auf Auseinandersetzungen und Beschimpfungen.
Das ist unglaublich wichtig und wird von Millionen von Eltern falsch gemacht. Äußert das Kind zum Beispiel, dass es Pilot werden oder reich werden will, sollte es in diesem Wunsch bestärkt werden. Das fördert das Selbstbewusstsein des zukünftigen Erwachsenen ungemein, denn so lernt das Kind, dass es verdient hat, was es sich wünscht. Viele Eltern versuchen dem Kind vieles auszureden, doch das schwächt das Selbstbewusstsein des Kindes massiv.
Gerade Kleinkinder hinterfragen noch nicht viel, da ihr Verstand noch nicht entwickelt ist. Viele Dinge, die sie machen und sagen, sollten also nicht zu ernst genommen und spielerisch betrachtet werden. Enttäuschungen sollten unbedingt so gut wie möglich vermieden werden.
Oft kommt es zudem vor, dass das eigene Kind gewisse Stärken oder Charakterzüge aufweist, die bei den Eltern nicht zu beobachten sind. Die Eltern sind vielleicht sehr musikalisch aber das Kid interessiert sich mehr für Technik. Diese Unterschiede müssen unbedingt akzeptiert und anerkannt werden, wenn das Selbstwertgefühl des Kindes oder des Jugendlichen wachsen soll.
Grenzen aufzeigen
Auf der anderen Seite ist es natürlich auch wichtig, dem Kind Grenzen aufzuzeigen. Diese Grenzen sollten jedoch fair, nachvollziehbar, nicht erdrückend und situationsbezogen sein. Auf diese Weise erfährt das Kind Sicherheit. Es lernt mit der Zeit, sein eigenes Verhalten zu bewerten, diese Grenzen einzuhalten und gewinnt dadurch an Selbstvertrauen.
Stärken fördern
Kinder sollten die Stärken und Interessen ihrer Kinder entdecken und fördern. Dabei sollten sie hohe moralische, leistungsspezifische Erwartungen an ihre Kinder haben, die sie ihnen respektvoll und wohlwollen vermitteln. Auf diese Weise wird dem Kind Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entgegengebracht, was zu einem starken Selbstwertgefühl führt.
Beitrag leisten
In unserer heutigen Gesellschaft geben wir Kindern und Jugendlichen kaum noch die Möglichkeit, etwas der Gemeinschaft beizutragen. Sie sind sehr oft auf der Seite des Empfangenden, unser Selbstwert wächst jedoch dann sehr stark, wenn wir das Gefühl haben, dass uns andere brauchen und wir etwas zum Großen Ganzen beitragen. Gerade für Kinder ist es wichtig zu merken, dass ihnen etwas zugetraut wird und sie mitdenken, mitwirken und mitreden dürfen. Wenn sie dann noch die Erfahrung machen, dass durch ihren Beitrag anderen Menschen geholfen wurde, dann stärkt das ihr Selbstbild rapide.
Zahlreiche Studien haben bewiesen, dass Kinder, die etwas beitragen konnten und schon früh Verantwortung erleben durften, eine viel niedrigere Chance haben, später Zigaretten, Alkohol oder Drogen zu konsumieren. Zudem strengten Sie sich in der Schule mehr an und waren motivierter, sich ein tolles Leben aufzubauen.
Selbstwert der Eltern
Natürlich ist es auch unglaublich wichtig, dass die Eltern selbst ein hohes Selbstwertgefühl besitzen. Wir Menschen besitzen Spiegelneuronen und gerade bei Kindern sind diese extrem aktiv und sorgen dafür, dass Kinder das Verhalten und emotionale Zustände der Eltern spiegeln und sehr schnell übernehmen. Das beste, was man als Eltern machen kann, ist zu lernen, wie man selbst ein hohes Selbstwertgefühl besitzt und dieses dem Kind vorlebt.
Körperkontakt
Heute wissen wir wie wichtig Körperkontakt für eine gesunde Entwicklung von Kindern ist. Wissenschaftliche Test belegen, dass Babys ohne regelmäßigen Körperkontakt sterben können - selbst, wenn alle anderen Bedürfnisse befriedigt werden. Kinder, die mit wenig Körperkontakt groß werden, tragen nachgewiesenermaßen viele Wunden davon, die sich unter anderem in einem mangelndem Selbstwertgefühl und einer schwachen Liebesfähigkeit bemerkbar machen.
Liebe
Ein Kind, das mit Liebe behandelt wird, verinnerlicht dieses Gefühl und empfindet sich selbst und andere als liebenswert. Eltern, die ihren Kindern ein starkes Selbstwertgefühl auf den Weg geben, setzen das Kind, auch bei tiefster Enttäuschung, niemals einem Liebesentzug oder Zurückweisung aus. Sie setzen den Wert des Kindes niemals in Frage und knüpfen diesen nicht an Leistung, Erwartungen oder Ergebnissen. Auch setzen sie das Kind niemals subtilen Botschaften aus, die dem Kind im Sub-Kontext vermitteln, dass es nicht gut genug ist, wenn...
Genau das tun jedoch die meisten Eltern unbewusst. Das Kind muss stets das Gefühl haben, dass es, so wie es jetzt ist, gut genug ist und geliebt wird. Kinder und Jugendliche mit Liebesentzug zu motivieren führt immer zu einem mangelndem Selbstwertgefühl und richtet mehr Schaden als Nutzen an.
Achtung
Wenn das Kind regelmäßig Achtung von Erwachsenen erfährt, lernt es, sich selbst und auch andere zu achten, was wiederum zu mehr Selbstwert führt. Ein Kind oder Jugendlichen mit Achtung zu behandeln bedeutet einfach, es mit der selben Höflichkeit und Nachsicht behandeln, wie einen Erwachsenen. Bei jeder Äußerung sollte darüber nachgedacht werden, ob es gut ist, dass sich das Kind jetzt so fühlen soll, oder ob mein Ego einfach befriedigt werden will. Negative Gefühle sorgen auf keinem Fall für langfristige positive Veränderungen. Im Gegenteil, sind diese Gefühle erst einmal verinnerlicht, spiegeln sie sich im Leben des Kindes immer häufiger wieder und führen zu einem niedrigen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Sichtbarkeit
Ganz wichtig bei der Eltern-Kind-Beziehung ist die psychologische Sichtbarkeit. Wenn Ihr Kind oder der Jugendliche etwas sagt, tut oder sich auf eine Weise verhält und der Gegenüber verhält sich auf eine Weise, die passend zu dem Verhalten des Kindes ist, dann fühlt es sich psychologisch sichtbar. Es fühlt sich verstanden und gesehen.
Wenn das Kind nun etwas verspieltes tut, sollten die Eltern mit einem verspielten Verhalten reagieren. Wenn das Kind Traurigkeit ausdrückt, dann sollten die Eltern ihr Mitgefühl zeigen und damit ausdrücken, dass es verstanden und gesehen wird.
Sichtbarkeit bedeutet also, dass man als Eltern oder Erzieher angemessen und passend auf die Gefühle und Handlungen von Kindern und Jugendlichen reagiert und ihm zusätzlich vielleicht auch noch Mut macht. Wenn dieses Gefühl fehlt, entwickelt das Kind mit der Zeit in seiner Seele ein Gefühl, dass es "anders" und unwichtig ist und verliert ganz schnell an Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.