Viele von uns haben oft die Schwäche, dass sie nicht "Nein" sagen können, wenn sie etwas nicht wollen. Das tritt vor allem in Kontakt mit Respektspersonen, wie beim Vorstellungsgespräch oder im Beruf beim Chef aber auch sogar in Beziehungen mit dem eigenen Lebenspartner auf. Es kann aber auch sein, dass es dir generell SEHR schwer fällt, "Nein" zu sagen und manchen Menschen fällt es sogar schwer "Ja" zu sagen, wenn sie eigentlich "Nein" meinen. Ganz schön verworren...
Warum es so schwer fällt, Grenzen zu setzen und wie man das ändern kann, möchte ich hier in diesem Artikel kurz erläutern.
Und zwar liegt auch hier die Ursache wieder viel mit einem mangelndem Selbstwertgefühl und vor allem mit unbewussten Glaubenssätzen in unserem Unterbewusstsein zutun, die vor allem in unserer frühen Kindheit angelegt wurden.
In dieser Zeit durchlaufen wir auch eine Phase, die die Psychologie "Trotz-Phase" bezeichnet. In dieser Phase fangen wir an zu experimentieren, was passiert, wenn wir in bestimmten Situationen nicht nachgeben und zuwiderhandeln. Sicher kannst du dir vorstellen, dass dieses Handeln zu Reaktionen in der Umgebung, wie zum Beispiel durch Eltern und Erzieher führen muss. Erziehung.
In dieser Zeit ist der unbewusste Teil unseres Denkens weit geöffnet, der heutzutage unsere Gefühle und Handlungen maßgeblich steuert, weit geöffnet und nimmt extrem viele Informationen aus der Umgebung auf. Und das ohne viel zu hinterfragen.
Wenn du nun dein Unterbewusstsein in dieser Zeit durch Erziehung aufgenommen hat, dass man lieber immer "Ja" sagen muss, anstatt "Nein", weil sonst dieses uns jenes passiert, muss sich genau das in deinen späteren Gefühlen und Handlungen wiederspiegeln.
Weil das noch in deinem Unterbewusstsein gespeichert ist. Das ist also völlig normal. Und was machen wir, wenn wir uns nach etwas fühlen? Meistens müssen wir uns dann auch so verhalten, weil unsere Gefühle eben viel stärker sind als unsere bewussten Gedanken. Zudem kommt noch, dass diese Glaubenssätze in unserem Unterbewusstsein ausbreiten und mehrere „Ableger“ entstehen, die zur Ursache dafür werden, dass es uns, sofern wir nicht daran arbeiten, bis zum heutigen Tag immer schwerer fällt, "Nein" zu sagen.
Doch was können wir nun lernen, wenn wir nicht "Nein" sagen können?
Fangen wir mal mit den praktischen Tipps an, die du verwenden kannst, wenn du das Gefühl hast: "Ich kann einfach nicht Nein sagen." Zunächst ist es für deine Psyche und für den Gegenüber sehr hilfreich, dass du zum Ausdruck bringst, dass du diese Situation schätzt. Das bedeutet, dass du deine Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringst, dass jemand an dich denkt und etwas von dir will. Du könntest zum Beispiel sagen: "Es ist schön, dass du mich mitnehmen willst" oder "Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du mich bei diesem Problem konsultierst."
Nun ist es natürlich auch wichtig, einen Grund oder eine Notlüge zu finden, warum du Nein sagen möchtest. Zum Beispiel: "...leider ist mein Kalender bereits zu voll." oder "...leider muss ich zu dieser Zeit zum Tanzen." oder "...leider befinde ich mich derzeit in einem wichtigen Projekt, bei dem ich nicht gestört werden darf." oder aber auch "ich glaube, dass ich nicht der Richtige für diese Aufgabe bin." oder "ich habe bereits X/Y anderes zu diesem Zeitpunkt vor."
Nun muss natürlich auch das klare "Nein" kommen. also zum Beispiel: "...leider muss ich zu dieser Zeit zum Tanzen und deshalb kann ich diese Aufgabe nicht übernehmen."
Wenn nun der Gegenüber extrem auf uns einredet und uns überzeugen möchte, dann sollten wir natürlich nicht von unserem Standpunkt weichen. Meistens bringen Menschen dann viele Argumente, warum wir es doch tun sollten oder doch noch "Ja" sagen sollen, obwohl wir "Nein" meinen. Hier ist es wichtig, dem Gegenüber einfach zu sagen, dass man ihn versteht aber das trotzdem nicht machen möchte. "Ich verstehe, dass du so denkst aber ich mache dies trotzdem nicht." Hierbei ist es wichtig, dass man sich auf keine Argumentation einlässt und immer wieder sagt, dass man es versteht aber trotzdem nicht macht. Am besten vorher auswendig lernen und dann immer wieder sagen und nicht nachgeben.
Wenn es immer wieder bestimmte Situationen gibt, von denen du genau weißt, dass es dir darin schwer fällt "Nein" zu sagen, dann ist das Visualisieren eine weitere sehr gute Methode. Aber auch, wenn du generell Probleme mit dem "Nein!" sagen hast, kann dir das Visualisieren helfen, weil du dadurch, langfristig neue neuronale Verbindung in deinem Gehirn anlegst und die alten, die es dir erschweren, "Nein!" zu sagen, laangsam löschst.
Stelle dir also jeden Tag in einem Dämmerzustand die Situation vor, in der du nicht Nein sagen kannst. Stelle dir alle Details vor uns lasse auch die Gefühle, die du in dieser Situation mehr und mehr hochkommen. Jetzt stelle dir vor, was dein Gegenüber sagt und wie du "Nein" sagst. Nutze dazu vielleicht auch die 3 Schritte von oben, denn dann übst du sie auch direkt ein. Versuche, dir vorzustellen, wie du in dieser Situation ein starkes Gefühl der Selbstsicherheit verspürst und wie es sich anfühlt, dass du selbstverständlich "Nein" sagen kannst. Mal dir auch aus, wie positiv und gelassen die andere Person reagiert und welche Erleichterung du verspürst, dass es so leicht sein kann, Nein zu sagen. Natürlich kann es auch passieren, dass die andere Person, dich überreden will. Stell dir diese Situation auch einmal vor und sehe, wie du trotzdem "Nein" sagst und sei in dieser Situation stolz auf dich und dein starkes Selbstbewusstsein.
Profisportler und Rennfahrer nutzen diese Technik der Visualisierung längst, um beim Wettkampf oder auf der Rennstrecke Spitzenleistungen zu erzielen. Sie Visualisieren (und Trainieren) jeden Tag. Da es in unserem Fall eine rein mentale Geschichte ist, solltest du das Visualisieren ebenfalls jeden Tag umsetzen, bis du erste Ergebnisse in den gefürchteten Situationen verspürst.
Eine weiteren Tipp, um das Nein sagen lernen zu können, ist natürlich die Situation nachzuspielen. Vor dem Spiegel oder mit einer anderen Person. Hierbei kannst du die Situation detailgetreu nachstellen und dich emotional in die Situation hineinversetzen.
Sobald du in den Übungssituationen, in denen du ähnliche Emotionen verspürst, wie in den realen Situationen, Nein sagen kannst, wirst es dir immer leichter fallen, auch in realen Situationen "Nein" sagen zu können. Übung und Wiederholung macht den Meister.
Lass dich auch nicht entmutigen, wenn sich das anfangs alles DOOOF und komisch anfühlt. Jeder Anfang ist schwer, weil sich dein Gehirn erst einmal an die neuen Reaktionen und Verhaltensweisen gewöhnen muss.