Die meisten von uns kennen sie aus eigener Erfahrung: Minderwertigkeitsgefühle. Dies sind eine Reihe von Gefühlen, unzulänglich, unerwünscht und nicht gut genug zu sein.
In den meisten Fällen glauben Betroffene, nichts an ihrem negativen Selbstbild ändern zu können. Nicht selten führt diese negative Selbstbewertung in eine Negativspirale, die in Minderwertigkeitskomplexe, sozialen Ängste und Depressionen münden kann.
Wie Minderwertigkeitsgefühle entstehen, welche Symptome sie mit sich bringen und wie wir Minderwertigkeitsgefühle überwinden können, erfährst du hier in diesem Blog-Beitrag.
Symptome für Minderwertigkeitsgefühle
Viele Menschen mit Minderwertigkeitsgefühlen sind unsicher, schüchtern und fühlen sich in sozialen Situationen sehr unwohl. Doch es gibt auch Menschen mit Minderwertigkeitsgefühlen, die überhaupt nicht schüchtern sind, sondern sehr kontaktfreudig und keinerlei Berührungsängste zu anderen Menschen zu haben scheinen.
Warum ist das so? Minderwertigkeitsgefühle sind etwas, das in uns selbst (meist komplett unbewusst) stattfindet, was sich auf alle Lebensbereiche negativ auswirkt. Es handelt sich hierbei also um negative Gedanken und Gefühle, die zu negativen Handlungen und Lebensumständen führen.
Das am häufigsten auftretende Gefühl ist das Gefühl, etwas gutes nicht verdient zu haben. Dort ist eine negative innere Stimme, die uns zuflüstert: "Du hast das Geld, die Frau, den Mann oder die Beförderung gar nicht verdient." In den meisten Fällen führt diese Stimme dazu, dass wir uns auf eine Weise manipulieren, dass wir diese Dinge dann auch wirklich nicht bekommen. In der Psychologie nennt man das "Selbst-erfüllende Prophezeiung". Grund sind unbewusste Minderwertigkeitsgefühle gegenüber anderen (zb. gegenüber dem Partner).
Die meisten Menschen mit Minderwertigkeitsgefühlen fühlen sich wertlos und unwürdig – auf einer ganz elementaren Ebene. Aber selbst mittel-starke Gefühle der Minderwertigkeit können sehr schnell zu selbst-erfüllenden Prophezeiungen führen. Umgekehrt trifft natürlich gleiches zu.
Wir Menschen denken und fühlen zu über 90% unterbewusst. Das bedeutet, dass wir dementsprechend auch genauso unbewusst handeln. Wenn wir nun selbst das Gefühl haben etwas nicht verdient zu haben, dann wird uns unser Unterbewusstsein daran hindern, genau das zu erlangen. Selbst wenn wir bewusst sehr viel Arbeit, Energie und Zeit rein stecken, dieses Ziel zu erreichen – solange unser Unterbewusstsein uns davon abhält, sind unsere Aussichten auf Erfolg sehr schlecht.
Neben negativen Auswirkungen auf tatsächlichen Erfolg im Leben, können sich Minderwertigkeitsgefühle auch noch gänzlich anders zeigen. Betroffene haben in diesem Fall das Gefühl nicht gut genug zu sein – obwohl sie sehr erfolgreich im Leben stehen, also erfolgreich im Beruf sind und von ihren Mitmenschen geachtet und respektiert werden.
Diese Menschen haben viel erreicht, sind jedoch rastlos und suchen nach dem nächsten Glück im Außen. Nach jedem Ziel, das sie verwirklicht haben, rennen sie sofort einem Ziel nach, ohne das Gefühl der inneren Liebe und Zufriedenheit zu verspüren. Natürlich sind Ziele super, jedoch ist das Empfinden von innerem Glück unabhängig davon, was in unserem Leben passiert, genauso wichtig.
Wonach suchen diese Mensche.? Nach der Bestätigung gut genug zu sein – doch das Problem ist, dass das Glück in uns selbst anfangen muss und sich dann im Leben zeigt. Alles andere führt in ein Hamsterrad der inneren Leere und Unzufriedenheit.
Ein Menschen mit einem starken Selbstwertgefühl ist nicht auf die Bestätigung von anderen Menschen angewiesen. Er ist sich seiner Selbst, seinen Stärken und seines Wertes bewusst und weiß sich selbst zu schätzen und vor allem bedingungslos zu lieben.
Weitere mögliche Symptome für Minderwertigkeitsgefühlen
Sprachhemmungen; soziale Abhängigkeit; soziale Armut; soziale Ängste (soziale Phobie); ständige Angst, etwas falsch zu machen; Selbstzweifel; Resignation; Drang, in einer Opferrolle zu sein; Aggressivität; Selbstverletzung
Die Ursachen für Minderwertigkeitskomplexe sind, wie bei den meisten psychischen Störungen, größtenteils in der Kindheit zu suchen - um genau zu sein in den ersten 7 Lebensjahren. Damals hat sich unser Bewusstsein noch entwickelt und unser Unterbewusstsein, welches stark lernfähig ist, hat einfach alle Informationen aus der Umgebung aufgesogen und für wahr hingenommen.
Nach Siegmund Freund litten Menschen mit Minderwertigkeitsgefühlen von klein auf unter mangelnder elterlicher Liebe und Fürsorge, unzureichender Anerkennung ihrer Leistungen und/oder einer zu starken Kritik. Andere Psychologen ergänzten zu dieser Theorie, dass auch eine zu starke Verwöhnung der Kinder spätere Minderwertigkeitskomplexe begünstigen. Sobald diese ausbleibt, sind Betroffene unbewusst auf der Suche nach Bestätigung, Verwöhnung und Anerkennung durch andere Menschen.
Neuste wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass auch die Beeinflussung durch Massenmedien nicht unterschätzt werden darf und sogar der Haupt-Grund für viele psychische Erkrankungen sei.
Die Ursache für Minderwertigkeitsgefühle besteht also in der Programmierung tiefster Schichten unserer Psyche und kann auch nur dort sukzessive aufgelöst werden.
Minderwertigkeitsgefühle überwinden
Minderwertigkeitsgefühle entstehen im Kopft des Betroffenen, denn in Wirklichkeit gibt es so etwas wie einen wertvollen oder einen minderwertigen Menschen überhaupt nicht. Es gibt nur Menschen mit Stärken und Schwächen und jeder hat reichlich davon.
Selbst, wenn andere auf ein Merkmal von uns, das wir als minderwertig ansehen, mit Kritik oder Lästereien reagieren, so ist dies weder ein Beweis, dass dieses Merkmal tatsächlich schlecht ist oder, dass wir minderwertig sind.
In solchen (pathologischen) Extrem-Fällen hilft nur eine professionelle Behandlung und sogenannte „Minderwertigkeitskomplexe Therapie„. Die meisten Menschen jedoch, können ihre Minderwertigkeitsgefühle auch ohne Hilfe eines Psychologen überwinden.
Hier gilt jedoch: "Je länger die Minderwertigkeitsgefühle im eigenen Denken verankert sind, desto schwerer kann es werden, diese zu überwinden." In dieser Zeit hat sich nämlich das negative Bild von einem selbst gefestigt und hat sich tief in unsere Persönlichkeit gegraben.
Zunächst einmal sollten wir die tatsächliche Ursache für unsere Minderwertigkeitsgefühle verstehen. Dann sollten wir erkennen, dass diese Gefühle und Gedanken nicht zu unserer wahren Persönlichkeit gehören, sondern ein unnützer, Automatismus in unserem Denken ist.
2. Minderwertigkeitsgefühle beobachten
"Wann fühle ich mich minderwertig, unwohl und abgelehnt und warum?" "Was denke und fühle ich eigentlich, wenn ich mich minderwertig fühle?" Das sind Fragen, die man sich mehrmals pro Tag stellen kann. Die Antworten empfehle ich, aufzuschreiben. Wenn wir unsere Minderwertigkeitsgefühle erkennen, fällt es uns nämlich immer einfacher, mit ihnen umzugehen und diese inneren Stimmen zum Schweigen zu bringen.
3. Einstellung verändern
Beim Überwinden unserer Minderwertigkeitsgefühle ist es unglaublich wichtig, unsere Einstellung zu uns selbst zu verändern. Wir sind eben NICHT schlechter als andere, sondern mindestens ebenso liebenswert – egal welche Macken und Schwächen wir auch haben.
Selbstliebe ist also eine wesentliche Voraussetzung für Glück und Erfolg und kann durch eine Vielzahl an Techniken, wie die Dankbarkeit, gestärkt werden. Schreibe also regelmäßig Dinge auf, für die du dankbar und stolz bist.
4. Stärken bewusst machen
Jeder Mensch hat individuelle Schwächen, aber auch Stärken, Talente und auch Begabungen. Beide Seiten gehören zu uns und auf die Stärken sollten wir uns konzentrieren, wenn wir unsere Minderwertigkeitsgefühle hinter uns lassen wollen.
Wir sollten uns also nur noch auf unsere Stärken konzentriere, auf die Dinge, die uns Spaß machen und gut gelingen, auf bisherigen Erfolge (egal wie klein) und die guten Taten und Leistungen, die wir für uns selbst und für andere erbracht haben.
5. Vergleiche unterlassen
Eine sehr große Angriffsfläche für jegliche Minderwertigkeitsgefühle sind Vergleiche. Vergleiche mit anderen Menschen. Beurteile sich selbst also nicht nach einem überhöhten Maßstab und hören auf, dich mit anderen zu vergleichen.
Versuche also zu lernen, dich von der Aufmerksamkeit und Anerkennung durch andere unabhängig zu machen. Auch ohne Anerkennung bleiben wir wertvoll. Anerkennung und Lob werden dann automatisch folgen, wenn wir uns selbst annehmen, lieben und uns nicht von der Meinung anderer beeinflussen lassen.