Einer der bekanntesten Psychologen Siegmund Freud hat den Begriff des ES geprägt. Das sind unsere Triebe, die auf schnelle Bedürfnisbefriedigung drängen. Eine schwarze, unberechenbare Kraft, wie er es treffend beschrieben hat. Bauchgefühle bestehen zu einem sehr großen Teil daraus. Das, was sich also manchmal so natürlich anfühlt, sind eigentlich gar nicht wir selbst. Das, was sich wie die Erfüllung unserer wahren Wünsche anfühlt, wie viel Geld und eine große Familie, sind manchmal einfach nur unsere Triebe.
Doch was sind wir wirklich... ?
Viele setzen das Bauchgefühl mit der Intuition gleich, doch das kann ein schwerwiegender Fehler sein. Warum das so ist, was Intuition wirklich ist und wie wir unsere Bauchgefühle für mehr Glück/Erfüllung im Leben nutzen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Der Mensch besteht aus Bewusstsein, Vorbewusstes und das Unbewusste (auch oft Unterbewusstsein) genannt. Im Unterbewusstsein befinden sich viele verdrängte Inhalte aus der Kindheit, die unser Denken und Verhalten maßgeblich beeinflussen. Wenn man also sein Denken, Gefühle in bestimmten Situationen und das Verhalten ... und vor allem die Ergebnisse im Leben ändern möchte, muss man ganz klar am Unterbewusstsein arbeiten. Wenn man dieses verändert, ändert sich auch die Wahrnehmung und man bekommt unter anderem durch Intuition Inhalte ins Bewusstsein (zb. Geistesblitze oder Einfälle), die im Einklang mit den Inhalten des Unterbewusstseins stehen. Auch das Verhalten kann sich dadurch entscheidend verändern.
Ein weiteres Modell besagt, dass der Mensch zudem aus dem ES, ICH und ÜBERICH besteht. Das ES beinhaltet alle Triebe, wie Nahrungstrieb oder Sexualtrieb. Es funktioniert nach dem Prinzip "Lustgewinnung" und "Unlustvermeidung" und denkt sehr kurzfristig, also von der Hand in den Mund. Es beinhaltet also sehr viele Motoren, die uns schaden können, nicht dienlich sind und auf keinen Fall erfolgreich machen. Wenn das ES zu viel Aufmerksamkeit bekommt, kann es uns schaden. Dennoch kann uns das ES als starke Triebkraft dienen, wenn wir es für unsere Zwecke gewinnen und nicht gegen uns arbeiten lassen. Zum Beispiel können wir den Sexualtrieb durch Veränderungen des Unbewussten, für die Erfüllung der Wünsche in unserem ÜBERICH arbeiten lassen. Das gelingt jedoch nur dann, wenn wir wirklich sehr stark an unserem Unbewussten arbeiten und es auf unsere wahren Wünsche (also Wünsche, die im Einklang mit ICH, ÜBERICH und ES stehen und ganz klar vom ICH geprüft wurden) arbeiten lassen.
Das Ich ist teils bewusst und unbewusst. Es bringt die Außenwelt, das ÜBERICH und das ES unter einen Hut. Sprich: Es managed, dass unsere Lebensumstände, höheren Ideale, Wünsche, Ziele und kurzfristigen Bedürfnisbefriedigungen harmonisiert werden können. Das ICH hat also vermittelnde Funktionen, um durch die Vernunft Lösungen zu finden.
Das ÜBERICH ist die moralische Instanz, es kontrolliert und straft. Es kann das ICH durch ein schlechtes oder gutes Gewissen beeinflussen. Manchmal ein mulmiges, komisches, Gefühl, wie Nadeln im Bauch. Es ist größtenteils nicht genetisch, sondern durch Kindheitserfahrungen und Glaubenssätzen geprägt. An dieser Stelle scheitern sehr viele Menschen, die Ziele verfolgen und aus irgendeinem Grund nicht umsetzen oder erreichen können. Irgendwas in ihnen manipuliert sie und trichtert ihnen ein, dass das Erreichen des Ziels moralisch nicht gut sei.
Das ÜBERICH führt auch dazu, dass der Mensch sich in einem Konflikt zwischen Gemeinschaftsgefühl und Geltungsstreben befindet und das Ich hat die Aufgabe, diesen Konflikt zu lösen. Das klappt dann, wenn der Mensch Selbsttranszendenz an den Tag legt und sich für das "Du" also für die Bedürfnisse anderer Menschen öffnet und mit den Bedürfnissen des ES, ICH und ÜBERICH in Einklang bringt. So dient der Mensch nicht mehr nur sich selbst, sondern stellt sich in den Dienst an einer Sache, was dazu führt, dass seine Bedürfnisse schneller gestillt werden. Dazu ist es wichtig, seine Werte und Stärken zu finden und sich auf die Bedürfnisse der Menschen zu konzentrieren, denen man damit irgendwie helfen kann.
Ein ICH, dass beobachtet wird und zudem mit dem ES und ÜBERICH im Einklang steht, kann als Selbst bezeichnet werden. Je mehr wir von diesem Selbst erkennen und leben, desto mehr Selbstbewusstsein haben wir. Das Selbstbewusstsein die Stimme unseres wahren Selbst, die keine Probleme mehr kennt, sondern nur Lösungen und Chancen. Beispiel: Das ES sagt: "Iss einfach die Tafel Schokolade pro Tag und nimm Körperfett ab." Das ÜBERICH sagt: "Ich will abnehmen, weil es gut für meine Gesundheit ist und ich dadurch attraktiver auf andere Menschen wirke." Das Ich sagt: "Ernähre dich entsprechend und du hast keinen Hunger mehr und du nimmst ab." Das Selbst sagt: "Ich mache daraus kein Problem mehr, denn ich bin ich."
Das Bauchgefühl kennt keine Moral und auch keinen Verstand. Es ist die positive/negative Emotionalität des Menschen, wie zum Beispiel Angst, Empathie oder Intuition.
Es hat die Funktion der Lustgewinnung und Unlustvermeidung. Es blendet also die Realität aus und versucht so schnell wie möglich, Bedürfnisse, die uns Lust versprechen und Unlust vermeiden könnten, zu erfüllen. Das ist jedoch gefährlich. Es stimmt, dass wir unsere Wahrnehmung und Realität entscheidend dadurch beeinflussen können, indem wir uns eine gewünschten Zustand, wie "Ich bin selbstbewusst und glücklich." ein-suggerieren. Doch dabei dürfen wir nicht die Realität außer Acht lassen und das kann schnell passieren, wenn wir unseren Bauchgefühlen zu viel Bedeutung beimessen.
Neben dem Bauchgefühlen gibt es die Vernunft. Wir können bewusst darüber nachdenken, ob eine Sache hilfreich und sinnvoll ist und wie wir sie realisieren können. Die Tatsache, dass der Mensch über seine Bauchgefühle nachdenken kann, macht ihn frei. Die Entscheidungen, die daraus entstehen, werden Herzensentscheidungen genannt.
Nehmen wir nun einmal an, dass wir einen verlockenden Reiz aus der Umwelt bekommen. Zum Beispiel sehen wir im Internet wieder eine Werbung, die uns verspricht, wie man viel Geld verdienen kann. Nun bekommen wir ganz klar das Bauch Gefühl: "Ich will das auch, ich brauche auch ein paar tausend Euros pro Monat mehr." Bevor das Herz sich dazu entscheidet, kann jedoch auch die Vernunft intensiv darüber nachdenken. "Bringt mir das etwas im Leben?" ---> Wenn ja, dann: "Was muss ich realistisch wie lange dafür tun? Habe ich genug Informationen, um mir eine Meinung zu bilden? Bin ich bereit, den Preis zu zahlen und langfristig dran zu bleiben, bis Ergebnisse kommen?" Wenn alles positiv zutrifft, entscheidet man sich dafür und zieht es langfristig durch.
Das Problem ist, dass wir, aufgrund des ES, ICH und ÜBERICH Denkverbote (Verdrängungen) entwickeln könnten. Gerade das ÜBERICH mit seinen verdrängten moralischen Dogmen und Glaubenssätzen aus der Kindheit, kann uns unbewusst dazu verleiten, eine Wahrheit nicht akzeptieren zu wollen. Wenn wir zum Beispiel in der Kindheit gelernt haben, dass Kapitalismus Teufelszeug sei, fällt es uns schwer, über Geld nachzudenken und realistisch abzuwägen. Diese Denkverbote sollte man aufspüren und genau schauen, was dahinter steckt. Dieser Prozess führt zu einer wachsenden Selbsterkenntnis. Zudem sollten wir ganz genau prüfen, was wirklich der Wahrheit entspricht und was in unserem Kopf vorgeht. Das nennt sich Weisheit.
Viele Menschen, die zu stark ihren Bauchgefühlen folgen, um sich selbst zu verwirklichen, ohne den Verstand nach Plänen zu fragen, entwickeln negative Gefühle. Dazu gehört zum Beispiel: Neid, Eifersucht, Völlerei, Zorn, Wut oder Verzweiflung. Warum? Weil das ganz einfach nicht klappt, da das Bauchgefühl schnelle Ergebnisse will. Auf diese Weise kann man sich selbst sehr leicht depressiv und verzweifelt machen. Diese Menschen sind auch sehr anfällig für esoterische und spirituelle Wunder-Methoden, die einen schnellen Erfolg versprechen. Die Alternative ist, diese negativen Gefühle zu erkennen und in Tugenden, wie Tapferkeit, Durchhaltevermögen, Mut, Weisheit, Selbsttranszendenz und Maß zu transformieren. Aus "Das will ich auch" wird: "Was muss ich dafür geben, um das auch zu bekommen."
Dies war das Jokisch, Wolfram (2005): Kopf-Herz-Bauch – ein Drei-Perspektiven-Modell der Persönlichkeit. Es ist im Kern bereits das 2.400 Jahre alte platonisches Modell der drei Anteile der Seele. Platon sah im Kopf das Vernünftige, tief im Bauch das Triebhafte und in der Brust das Herz. In einer Analogie hat er dazu ein Bild mit einem Pferdewagen beschrieben. Die Vernunft ist der Wagenlenker und die Pferde sind die Bauchgefühle und das Herz, also ein edles, weißes, mutiges Pferd und ein ungestümes schwarzes, wildes Pferd.